Professionelles Bügeln und Innovationen in der textilen Kreislaufwirtschaft

Auf einer zweitägigen Exkursion der Bekleidungstechniker-Fachklasse zusammen mit der Klassenleitung und der stellvertretenden Klassenleitung wurde die Firma Veit in Landsberg am Lech besucht und an einer Informationsveranstaltung von Bayern Innovativ in Augsburg teilgenommen.
Das Bügelseminar bei der Firma Veit begann mit den Bügelfaktoren Wärme, Druck, Feuchtigkeit und Zeit. Der Unterschied zwischen konstruktivem und restaurierendem Bügeln wurde erklärt, verschiedene Bügelmethoden besprochen und demonstriert. Wie Temperatur und Dampfdruck die Dampfqualität beeinflussen, wurde ebenfalls deutlich veranschaulicht.
Im Anschluss an das Seminar fand eine Führung durch die verschiedenen Abteilungen des Unternehmens statt, bei der man nicht nur Einblick in die Produktion und Organisation, sondern auch einen guten Überblick über das Produktsortiment erhalten hat. Der Seminarleiter, der selbst Außendienstmitarbeiter ist, konnte zusätzlich interessante Informationen über den europäischen Absatzmarkt und über verkaufsstarke Produkte aus der Produktpalette geben.
Die Veranstaltung bei Bayern Innovativ im Technologiezentrum in Augsburg stand unter dem Thema „Textilindustrie im zirkulären Wandel“. In den Vorträgen und Präsentationen wurde ein Überblick über die aktuelle Situation, zukünftige Herausforderungen, aktuelle Forschungsprojekte und über deren Förderung gegeben. Am Beispiel einer Firmengruppe wurde veranschaulicht, wie Erfahrungen aus bestehenden Recycling-Kreisläufen anderer Produktgruppen als Basis für die Entwicklung von Konzepten für textile Produkte genutzt werden können.
Dem Problem, Fasergemische in die ursprünglichen Rohstoffe zu zerlegen, hat sich ein Start-up-Unternehmen in Zusammenarbeit mit einem Textilforschungsinstitut gestellt. Sie entwickeln ein Verfahren, bei dem durch Enzyme bei Baumwoll-/Polyestermischungen die Zellulose von dem Polyester getrennt werden kann. Neben Polyester und Zellulose als recycelte Rohstoffe fällt außerdem als Nebenprodukt Ethanol an. Bei diesem Verfahren greift man auf Enzyme und auch auf Geräte und Maschinen der Veredlungsindustrie zurück. Investitionskosten werden dadurch reduziert. Probleme und Herausforderungen bei der Alttextilsammlung und -verwertung wurden ebenfalls in einem Referat thematisiert. Die Getrenntsammlungspflicht von Altkleidern, die seit Beginn 2025 greift, stellt für Altkleidersammelunternehmen eine Schwierigkeit dar, da das Verhältnis von wiederverwertbarer Kleidung zu Kleidung, die nur noch entsorgt werden kann, kaum noch eine ökonomische Grundlage für einen Betrieb bildet.
Am Beispiel einer Baumwollfeinzwirnspinnerei aus Deutschland wurde gezeigt, dass Recycling nicht erst am fertigen Kleidungsstück passiert. Bereits Abfälle aus der Produktion (preconsumer waste) wird dort als prozentualer Anteil zu einem qualitativ hochwertigen Garn verarbeitet und dadurch Rescourcen geschont. Darüber hinaus bot die Veranstaltung vielfältig Möglichkeit, sich zu vernetzen und sich fachlich auszutauschen.
Sowohl für Schülerinnen und Schüler als auch für Lehrkräfte war die Exkursion eine gute Gelegenheit, bestehendes Wissen zu vertiefen und durch Informationen auf neuestem wissenschaftlichen Stand zu aktualisieren.
Text: F. Sauer
Bilder: Vanessa Eichelberg, F1